Woch vun de Suen 2017: Finanzbildung in Luxemburg, Sparen und Investieren

Vom 27. bis 31. März 2017 ist wieder die »Woch vun de Suen«. Diese Aktion findet jedes Jahr statt im Rahmen der »European Money Week« (www.suen.lu). Erklärtes Ziel ist es, Schülern in der Grundschule ein gewisses Verständnis im Umgang mit Geld zu vermitteln. Es gibt während dieser Woche Kurse und Aktivitäten an den Schulen. Unterstützt wird das Ganze von verschiedenen Ministerien und Bankeninstituten.

Es ist wohl auch geplant, die Strategie national auszuweiten, ebenfalls für andere Altersgruppen, z.B. nachher im Gymnasium, was sehr begrüßenswert ist. Finanzbildung ist wichtig und nur mit einer Aktionswoche ist es nicht getan. Ein Fach Finanzen/Wirtschaft an den Schulen wäre genial (Luxemburgische Sprache übrigens auch). Aber auch bei den Erwachsenen gibt es große Wissenslücken.

Am 2. März 2017 gab es eine »Carte Blanche« auf RTL Radio von Robert Weber in der er über die mangelnde Finanzbildung in Luxemburg spricht. Er bezieht sich dabei auf eine Studie der deutschen Versicherungsgesellschaft »Allianz« die diese Studie in 10 westeuropäischen Ländern durchgeführt hat. Luxemburg kommt dabei allerdings nicht vor. Er bezieht sich hier auf das Gesamtfazit.

Eine weitere Studie des ING International Survey (IIS) zeigt, dass 35 % der befragten Einwohner Luxemburgs besorgt sind wegen der niedrigen Zinsen. Trotzdem gaben 60 % an, sie würden ihr Geld am liebsten auf ihrem Bankkonto lassen. Interessant ist u.a. ein Vergleich mit den USA bezüglich der Aktienkultur. Während Amerikaner zu 32 % in Aktien investiert sind und sogar 42 % in Fonds, sind es in Luxemburg nur zu 19 % und 13 %.

Fast jede Woche gibt es in den Mainstreammedien Artikel die etwa wie folgt titeln: »Wie Sparbuchdeutschen« oder »Die Menschen in Deutschland sparen sich arm«. Diese Aussagen stimmen wohl auch für Luxemburg. Der Zinseszins funktioniert nicht mehr.

Money, Geld, argent

Der Unterschied zwischen 1% und 7%

Auf dem Sparbuch gibt es keine Zinsen mehr, das ist bekannt. Einige Banken haben sogar mit Negativzinsen angefangen. Sie bestrafen jetzt also den Sparer. Manche ab dem 1 €, andere erst ab 100.000 € z.B. Schuld ist die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Trotzdem scheuen sich viele, von diesem Weg abzukommen. »Die Sparer werden enteignet« hört man auch oft. Die Inflationsrate betrug im Februar 2017 offiziell 2,2%. Das heißt, wer sein Geld einfach nur auf dem Sparkonto parkt, dessen Geld verliert jedes Jahr sogar 1 bis 2 % an Kaufkraft.

Sechs Prozent wie früher mal auf einem Sparbuch gibt es tatsächlich auch heute noch, nur woanders. Man muß sich nach anderen sog. Assetklassen umschauen. Man muß anfangen zu investieren wenn man mehr aus seinem Geld machen möchte. Am Aktienmarkt z.B. sind solche Renditen drin. Leider halten viele diese Anlageform für zu riskant. Es gibt ganz klar Risiken, die Börse schwankt nun mal und keiner weiß in welche Richtung (auch sog. Experten nicht) aber man muß auch die Chancen sehen und langfristig denken.

Wer sein Geld z.B. ganz blöd und stur in den Durchschnittsmarkt angelegt hat wie bspw. in einen Indexfonds, etwa den S&P 500, der konnte eine Durchschnittsrendite von 6,88 % erwarten (inflationsbereinigter Durchschnitt über einen Zeitraum von 1871 bis 2016). Weniger als 1% und fast 7% – das ist doch ein gigantischer Unterschied!

Leider herrscht der Irrglaube, dass man Aktien erst erwerben könne bzw. dass das erst Sinn macht, wenn man viel Geld hat. Die wenigsten wissen dass man z.B. ab 25 € pro Monat dabei sein kann. Das Wertpapiersparen hat sich mittlerweile in Deutschland etabliert, in Amerika gibt es das noch viel länger. Nur in Luxemburg, das gerne auf der ganzen Welt auf Roadshows unterwegs ist um seine Fonds an den Mann zu bringen und das gerne Fintech-Unternehmen aus aller Welt zum Finanzplatz Luxemburg locken möchte – ist das Wertpapiersparen weitgehend ungekannt und die etablierten einheimischen Banken bieten es nicht an. Da sind unsere Banken noch in der Steinzeit irgendwie.

Am 16.3.2017 war wieder der »Tag der Aktie«, eine Initiative der Börse Frankfurt an der führende Onlinebroker mitmachen. An dem Tag gibt es bei den Brokern ausgewählte deutsche Aktien und ETFs gebührenfrei zu kaufen (ab einem Kaufwert über 1.000 €). Das ist zwar jetzt kein extrem großer Gewinn weil die Gebühren bei dieser Summe eigentlich dann weniger als 1% ausmachen, dennoch eine schöne Sache.

»Pro Aktie« heißt eine andete deutsche Initiative. Hier machen sich führende Broker stark für eine bessere Aktienkultur in Deutschland. Auf der Webseite gibt es viele interessante Infos sowie auch Zahlen und Fakten. »Das Ziel der Aktion pro Aktie ist es, einen Umdenkprozess anzustoßen, um einen vorurteilsfreien und aufgeklärten Umgang mit dem Thema Aktie zu fördern.« Sowas könnte ich mir auch für Luxemburg vorstellen.

Auch wenn es in den vorigen Abschnitten hauptsächlich jetzt um Geld anlegen an der Börse ging, so gibt es natürlich noch andere Alternativen zum ausgedienten Sparbuch. Wir haben weitere Investmentmöglichkeiten aufgezählt.

Finanzen selbst managen

Vor einiger Zeit habe ich meinen Banker mal gefragt was man denn machen könnte um sein Geld sinnvoll anzulegen. Da hat er mir eine kleine Liste augedruckt von Fonds die die Bank vertreibt und hat auf einen davon gezeigt. Der sei doch super, hätte im Jahr zuvor fast 20 % Rendite gemacht. Das wars dann mit der Erklärung und Beratung. Leider ist dies ziemlich symptomatisch. Es wird gerne so getan als sei Geldanlage ein komplexes Thema. Man sollte besser sein Geld einem Fachmann in die Hände geben, da man selbst nicht gut genug Ahnung von der Materie hätte …

Ab und zu gibt es Interviews im Fernsehen oder Radio zum Thema Geldanlage. Im November 2016 z.B. gab es eine Sendung auf RTL in der es um die Geldanlage ging. Gespannt verfolgte ich die Interviews. Aber auch hier wurde das Thema wieder sehr oberflächlich behandelt und am Schluss empfohlen, möglichst einen Berater aufzusuchen. Das wäre ja noch theoretisch eine gute Idee – aber nur bei einem unabhängigen Finanzberater der keine Provisionen erhält für den Verkauf von bestimmten Produkten.

Woch vun de Suen. Finanzbildung in Luxemburg? Ja – auf jeden Fall! Und unbedingt für jeden, nicht nur für Kinder. Und unabhängig. So dass jeder seine eigenen Entscheidungen zur Geldanlage treffen kann.

Disclaimer

Diese Webseite stellt keine Anlageberatung dar. Die Autoren dieser Webseite sind beruflich weder im Finanzbereich tätig, noch sind sie ausgebildete Berater. Sinn und Zweck dieser Informationsseite ist allein die Förderung und Austausch der Investmentkultur (in Luxemburg).

One Response to Woch vun de Suen 2017: Finanzbildung in Luxemburg, Sparen und Investieren

  1. Jo dass schued dass ma nach an da Steenzeit liewen beüglech Themaen wei “Spuerplang”, wei ech dat bei 2 Banken engkeier ugeschwaat hun gouf ech komesch ugekukt an du wollten se ma een Fond opschwätzen 🙁 …

Leave a reply