In einem der nächsten geplanten Artikel werden wir darauf eingehen wie man ganz einfach und mit wenig Kapital anfangen kann an der Börse zu investieren. Heutzutage geht das Kaufen von Aktien an der Börse so einfach wie online ein Buch zu kaufen. Mit ein paar Klicks kann man in ein oder mehrere Unternehmen investieren. Wie und wo aber kann man das machen?
Geht man auf die Webseite der Börse Luxemburg, findet man den Hinweis, dass man in Produkte der Börse über autorisierte Partner handeln kann. Eine Liste dieser Partner findet man hier: https://www.bourse.lu/list-of-members
Um eine Aktie zu kaufen, kann man einfach seine Hausbank fragen und die können das in der Regel problemlos abwickeln. Allerdings sind wir ja 2017 im E-Commerce-Zeitalter. Es gibt heute sehr viele Online-Handelsplattformen und Direktbanken (Banken die hauptsächlich online operieren ohne Filialen). Hier kann man selbständig und vor allem unabhängig ohne Bankberater dazwischen seine Investments tätigen. Diese Online-Broker können in der Regel den Aktienhandel auch viel kostengünstiger anbieten.
Broker in Deutschland
In Foren und Facebookgruppen findet man sehr häufig die Frage nach dem geeigneten Anbieter. In Deutschland z.B. gibt es eine handvoll Direktbanken die immer wieder genannt werden und die auch in den Rankings immer wieder auf den ersten Plätzen landen. Das sind z.B. die Comdirect (gehört zur Commerzbank Gruppe), die Consorsbank (gehört zur BNP Paribas Gruppe), die OnVista-Bank die jetzt aber von der Comdirect aufgekauft wurde, Flatex, ING-Diba oder auch DeGiro.
Broker in Frankreich
In Frankreich kann man z.B. folgende bekannte Broker aufzählen: Saxo Bank, DeGiro (allgemein bekannt als der Broker mit den preiswertesten Angeboten), Boursorama, ING Direct, Cortal Consors.
Broker in Belgien
In Belgien gibt es u.a. Lynx Broker, Binck Bank, Fortuneo und Keytradebank, wohl die bekannteste.
Welche Kritierien sind wichtig bei der Auswahl?
Auf jeden Fall sollte man sich die Tarifauflistungen jeweils gut anschauen und eine Vergleichstabelle erstellen. Als Investor ist es wichtig einen Partner zu haben bei dem man möglichst günstig handeln kann, auch wenn man kein Hochfrequenz-Trader ist, der jeden Tag Aktien kauft oder verkauft. Zudem sollte die Plattform übersichtlich sein und einen ansprechen. Einen guten Ruf was den Kundenservice betrifft ist nicht zu vernachlässigen. Bei manchen Brokern gibt es eine Mindesteinlage, bei den hier drüber aufgezählten jedoch nicht und man kann oftmals sogar ab nur 25 € im Monat aktiv werden.
Als Luxemburger Kunde bei ausländischen Brokern?
I.d.R. kann man auch als sog. Steuerausländer, also in diesem Fall als Luxemburger, bei diesen Onlineplattformen Kunde werden. Die einzige Schwierigkeit besteht in der Identitätsfeststellung. Aus rechtlichen Gründen müssen Onlinebanken die Identität des Depotinhabers feststellen. Das geht über verschiedene Wege, z.B. das Video-Ident-Verfahren wo man kurz gesagt seinen Pass bei einem Live-Chat in die Kamera hält, was aber technisch nicht immer gut (bis gar nicht) funktioniert. Bei deutschen Brokern kann man es auch z.B. über die Post machen via »Post-Ident«. Dazu füllt man ein Formular aus und geht dann in eine deutsche Postfiliale. Trier würde sich hier z.B. anbieten oder etwa Konz. Ist alles kostenlos. Eine weitere Möglichkeit ist, die Identitätsfeststellung via Formular bei einem luxemburgischen Notar beglaubigen zu lassen, kostet dann aber einmalig ungefähr 50 €.
Handelt man über einen ausländischen Broker, verläuft nur die steuerliche Behandlung etwas anders. Ob erzielte Kapitalerträge der Besteuerung in Luxemburg unterliegen, richtet sich nach den geltenden Besteuerungsvorschriften sowie dem jeweiligen Doppelbesteuerungsabkommen. Veräußerungsgewinne sowie alle Zinserträge werden ohne Abzug von Steuern gutgeschrieben. Dividenden werden teilweise mit vollem Steuerabzug versehen oder es wird ggf. Quellensteuer einbehalten.
Das klingt vielleicht erst mal kompliziert, sollte einen aber nicht davon abhalten zu investieren. Es gibt ja auch Steuerberater die einen diesbezüglich beraten können oder diesen komplexen Teil übernehmen können. Wir planen auch, in der Zukunft hier im Blog noch mehr auf die Thematik einzugehen (sollte jemand das lesen der dazu was beitragen möchte, kann er sich gerne bei uns melden).
Und welche Broker gibt es in Luxemburg?
Aber gibt es solche Onlinebroker nicht auch in Luxemburg? Wie schon erwähnt bieten die meisten luxemburgischen Filialbanken an, Aktien zu handeln. Oft muß die Funktion aber erst freigeschaltet werden im Onlinebanking. Wertpapiersparpläne sind (noch) nicht möglich (vielleicht auf Anfrage?) und die Kosten höher als bei einem Onlinebroker. Dennoch versuchen wir im Folgenden, uns kurz die luxemburgischen Anbieter, Banken sowie Onlinebroker anzusehen.
Um einen Vergleich anzustellen, schauen wir uns an, was es kostet, ein Wertpapierdepot zu eröffnen eine Aktie zu kaufen oder einen ETF (meistens fallen diese unter die gleiche Kategorie). Dazu sehen wir uns die Gebührentabelle auf den jeweiligen Webseiten der Unternehmen an. P.S.: Was ein ETF genau ist und nach welchen Strategien man hier als Privatanleger investieren kann, werden wir in einem späteren Artikel beleuchten.
BCEE
Die Spuerkeess, Staatssparkasse, bietet ein Wertpapierkonto an über ihre S-Net Plattform.
Depotgebühr: 0,2% jährlich (bei einem Depotwert < 750.000 €). Monatlich pro Wertpapierdepot mind. 4 €. Die eventuell geschuldete Mehrwertsteuer für Wertpapiere beträgt 14 %.
Aktienkauf: Gebühren beim Kauf von Aktien / ETFs / Optionsscheine: mind. 30 € + 0,5 % bei Investments < 50.000 €.
BGL BNP Paribas Directinvest
Die BGL bietet mit BGL BNP Paribas Directinvest eine Handelsplattform. Das Problem hier ist schon sofort, dass der Dienst erst ab einem Anlagebetrag von 50.000 € zur Verfügung steht und somit Kleinanleger schon mal außen vor sind.
Depotgebühr: 0,15 % (mind. 50 €, exkl. MwSt.) pro Quartal für ein Depot < 300.000 €.
Aktienkauf: Die Maklergebühren für Aktien belaufen sich auf 0,36 % (mind. 40 €) für Order < 50.000 €.
Raiffeisen
Die Raiffeisenbank bietet mit R-Net Zugang zum Kapitalmarkt.
Depotgebühr: Die Verwaltungsgebühren belaufen sich jährlich auf 0,20 % + MwSt. bei einem Depotwert < 625.000 €.
Aktienkauf: kostet am Schalter in der Filiale 1% Gebühr bei einem Invest von < 50.000 €. Via R-Net online gibt es 30 % Ermäßigung auf diesen Standardtarif.
ING Package Investor
Die ING bietet mit dem Produkt Package Investor [premium] Zugang zu einer selbständigen Vermögenswerwaltung.
Depotgebühr: Die Gebühren für Wertpapierdepots betragen 0,20 % Provision pro Jahr bei einem Portfolio < 1.000.000 €, mind. 12 € pro Position und mind. 50 € pro Konto.
Aktienkauf: Ein Aktie kaufen kostet 1,25 % Standardgebühr bei einem Invest < 50.000 €, aber mind. 75 €.
BIL
Bei der Banque Internationale à Luxembourg kann man über die BILnet-Plattform handeln.
Depotgebühr: Es gibt keine Depotgebühren für den Kauf von Wertpapieren über BILnet.
Aktienkauf: Über die Onlineplattform BILnet kosten Wertpapierkäufe 0,30 %, aber mind. 25 €. zzgl. Broker- und Bearbeitungsgebühren.
Man findet bei den Tarifen eine ganze Tabelle mit diesen Broker- und Bearbeitungsgebühren. Beispiele:
USA: 0,06 % + 15 € Mindestbetrag + 4 USD Bearbeitungsgebühr.
Deutschland (Xetra): 0,04 % + 6 € Mindestbetrag + keine Bearbeitungsgebühr.
Brokergebühren: 0,60 % + 50 € Mindestbetrag
Für Papiere die nicht bei der BIL domiziliert sind (was hier bei Standard-Aktien und ETFs der Fall ist) kommt noch eine Wertpapierverwaltungsmaßnahme hinzu »Opération de régularisation titres« von 0,50 %, aber mind. 15 €.
TD Direct Invest
TD Direct Invest war früher als »Internaxx« bekannt, hat 2012 seinen Namen geändert und ist ein Tochterunternehmen der kanadischen Toronto-Dominion Bank. Es handelt sich hier um eine reine Onlinebank aus Luxemburg mit Sitz auf dem Kirchberg.
Depotgebühr: Keine Depotgebühren bei mindestens 12 Handelstransaktionen innerhalb eines Quartals, ansonsten sind es 25 €. Falls in einem Quartal keine Handelstransaktion getätigt wurde, muß man zusätzlich 45 € zahlen.
Aktienkauf: auf dem amerikanischen, kanadischen oder britischen Markt kosten Aktien 14,95 € + 0,10 % Gebühr bei weniger als 10 Transaktionen pro Monat. Aktien auf dem belgischen, französischen, niederländischen und deutschen Markt kosten 24,95 € + 0,10 % bei weniger als 10 Transaktionen pro Monat.
Diese Gebührenstruktur macht klar, dass dieser Onlinebroker eher auf Trader ausgerichtet ist die viel handeln oder auf Institutionelle und eher nicht auf den Privat-Investor mit langfristiger Strategie (Buy and Hold).
Keytradebank
Die Keytradebank ist ein bekannter belgischer Broker mit einer Niederlassung in Luxemburg. Sie ist Teil der »Crelan Group« die zu 50 % der »Credit Agricole Group« gehört. Die Onlinebank bietet eigentlich alle Bankendienstleistungen an: Konto, Tagesgeld- und Sparkonto und auch ein Wertpapierdepot. Auf ihrer Webseite gibt es eine interessante Gegenüberstellung der Preise zu den anderen (hier im Artikel ebenfalls aufgezählten) Depots in Luxemburg.
Depotgebühren: kostenlos.
Aktienkauf: Eine Aktie oder ETF kaufen (Börse Amsterdam, Brüssel, Paris) kostet 14,95 € bei einem Invest < 5.000 €. Bei einem Invest zwischen 5.000 und 50.000 €: 24,95 €.
Aktien oder ETFs an der Börse Frankfurt, Milan oder Madrid kosten 24,95 € bei einem Invest bis 50.000 €.
Aktien von den US-Märkten kosten 29,95 $ bei einem Invest < 50.000 €.
Fazit
Wenn man das Angebot in Luxemburg vergleicht mit dem was im Ausland (vor allem in Deutschland) im Fintech-Bereich läuft, dann muß man sagen, dass Luxemburg hier wirklich hinterherhinkt. Es wäre wünschenswert, dass sich in Zukunft noch andere Unternehmen als Onlinebroker in Luxemburg niederlassen. Weil wie man bei dieser Aufstellung sieht, ist es doch sehr teuer bei den etablierten Instituten hier in Luxemburg zu investieren und eher was für institutionelle Kunden die mit größeren Beträgen aktiv sind.
Es gibt hier definitiv eine Marktlücke und der Luxemburger der investieren aber klein anfangen möchte und Wert auf niedrige Gebühren legt und Autonomie bei der Aktienauswahl, bleibt fast nichts anderes übrig als sich im Ausland nach Alternativen umzusehen.
Will man als Kleinanleger unbedingt einen luxemburgischen Broker, gibt es momentan nur einen Broker den man empfehlen kann: die Keytradebank. Das einzige was man hier bemängeln könnte ist, dass man hier (noch) keine Wertpapiersparpläne erstellen kann wie es in Deutschland z.B. gang und gäbe ist. Es gibt nur die Möglichkeit des »Keyplan« bei dem aber in eine Auswahl von aktiven Fonds je nach Risikoprofil investiert wird. Wünschenswert wäre, wenn man sich so einen Sparplan komplett selbst zusammenstellen könnte mit den Finanzprodukten die man möchte.
Aber – alle anderen hier vorgestellten bieten diesen Service ebenfalls nicht an. Wertpapiersparpläne scheint man in Luxemburg noch nicht zu kennen (zu wollen). ETFs werden zwar meistens angeboten (wenn man gut sucht auf den Webseiten der Banken, auch unter dem Stichwort »Tracker« oft aufgelistet), dies wird aber möglichst nicht vermarktet von den Banken, wohl deshalb weil sie eher auf ihre eigene Investmentprodukte und Fonds setzen bei denen es sicher mehr zu verdienen gibt. Oder gibt’s vielleicht doch alternative Möglichkeiten? Auf Nachfrage bei den Banken ist sicher einiges machbar und personalisierbar, nur wird es leider nicht nach außen zum Kunden getragen und bewusst als schwierig dargestellt sein eigenes Vermögen verwalten zu wollen.
Sollten wir in der Aufzählung einen Broker/Direktbank vergessen haben, dann wahrscheinlich weil er über eine Internetrecherche nicht gefunden wird, also die Webseite optimiert werden muß, oder das Unternehmen hier noch nicht so bekannt ist. Sie können uns in dem Fall natürlich gerne kontaktieren und wir fügen das Unternehmen dann in diese Liste hinzu.
Disclaimer
Diese Webseite stellt keine Anlageberatung dar. Die Autoren dieser Webseite sind beruflich weder im Finanzbereich tätig, noch sind sie ausgebildete Berater. Sinn und Zweck dieser Informationsseite ist allein die Förderung und Austausch der Investmentkultur (in Luxemburg).
Hallo,
Sehr guter Artikel. Ich beschäftige mich gerade mit diesem Thema, weil ich gerade plane bei einem deutschen Broker ein Konto anzulegen. Die Gebühren der luxemburgischen Banken sind leider so hoch dass es sich bei Aktien kaum lohnt erste Positionen mit Beträgen unter 1500 Euro aufzubauen. Wären die Gebühren kleiner, so wie man das von Brokern kennt, dann gäbe es auch mehr Kleinanleger bei denen sich Aktienkäufe für unter 1500Euro oder sogar unter 500Euro lohnen würden.
Hi David,
Ganz genau. Ich denke, dass das wohl noch eine Weile so in Luxemburg bleiben wird. Auch wenn hier gefühlt jeden Tag über das Thema Fintech geredet wird, fehlen bei luxemburgischen Brokern elementare Dienstleistungen. ETF- und Aktien-Sparpläne. Aber auch im Ausland gibt es das noch gar nicht so lange. Vielleicht mit ein bisschen Geduld wird sich da was tun … Außerdem gibt es hier wie wir sehen kaum reine Online-Broker die überhaupt in Frage kämen für Kleinanleger. Aber generell würde ich versuchen, bei Aktienkäufen nicht über 1% Gebühren zu kommen. AUch bei ausländischen Brokern, ist es da meist besser ab 1.000 oder noch besser 1.500 € einzusteigen pro Aktienkauf.
Danke für diesen Artikel, er hat mir halbwegs weitergeholfen.
Ja es ist richtig dass es hier in Luxemburg schwierig ist ein geeigneter Broker zu finden, deshalb bin ich bei Comdirect gelandet und bin sehr zufrieden.Kaufe regelmäßig Aktien und bespare monatlich Etf’s.
Nur das mit den Steuern verstehe ich noch nicht ganz wie muss man in der Steuererklärung vorgehen,..
Ps. Kryptowährungen sind ja auch in aller Munde, könntet ihr auch mal darüber ein Artikel schreiben, Spekulation/Steuern..
Hey Alain,
Danke für den Kommentar. Ja, es ist schade dass man als Kleinanleger ins Ausland zu nem Broker gehen muß weil die Preise hier wirklich nicht attraktiv sind und es noch immer keine ETF-Sparpläne gibt u.s.w. Comdirect ist sicher eine gute Wahl. Punkto Steuern bekommt man am Ende des Jahres von der Comdirect eine schöne Auflistung mit allem was für die Steuererklärung wichtig ist. Sind Dividenden angefallen werden diese für Steuerausländer ohne Abzug aus Konto verbucht (außer der US-Quellensteuer) und sie müssen hier in der Steuererklärung dann angegeben werden. Ansonsten einen Steuerberater aufsuchen und um Rat fragen.
Kryptowährungen, ich glaube, das wird noch dauern bis darüber ein Artikel kommt. Denn es ist eher Spekulation als Investition. Davon abgesehen aber natürlich ein spannendes Thema das man im Auge behalten sollte. Sollte jemand Erfahrungen damit gesammelt haben und was dazu schreiben wollen, kann er sich gerne melden.
Viele Grüße.
Zuerst einmal vielen Dank für diesen Artikel! Ich bin der Meinung, dass nur durch Infomation und Aufklärung genügend Druck entsteht, damit sich die Situation verbessert. Für mich persönlich kommt dein Artikel leider zu spät…Ich bin 2015 auf der Suche nach einem Online Broker bei meiner Hausbank der BCEE gelandet. Die Gebühren sind eine Frechheit! Da ich mich jeden Monat über die Gebühr (4€ Grundgebühr + minimum 1,1€ pro Wertpapierposten + 14% Mehrwertsteuer) geärgert habe, habe ich ziemlich schnell ein zweites Depot eröffnet, als ich von der Keytrade Bank gehört habe!
Hat jemand Erfahrung beim “Depotumzug”? Die BCEE möchte pro Wertpapierposten 50€ verrechnen! Ich frage mich ob die das überhaupt dürfen? Ich habe die Aktien ja bezahlt, also sind es ja meine !? 😉