Den »Fonds souverain intergénérationnel« (FSIL), auf Deutsch auch einfach Zukunftsfonds genannt, gibt es seit 2014 in Luxemburg. Der Fonds soll den Reichtum des Landes investieren und das Geld für schlechtere Zeiten und die nächsten Generationen verwalten. Diejenigen die sich schon ein bisschen in der Investmentwelt auskennen, haben bestimmt schon vom bekannten norwegischen Staatsfonds gehört. Es gibt sogar ein ganzes Buch darüber. Es ist der größte Staatsfonds der Welt. Der Zukunftsfonds springt auf diese Idee auf.
Der FSIL setzt bei seiner Anlagestrategie nicht auf Einzelaktien sondern auf eine Reihe von ETFs. In unserem großen Leitfaden über ETFs haben wir schon über diese (besonders) für Privatanleger attraktive Investmentmöglichkeit gesprochen. Wenn die Strategie für den Staatsfonds passt der ja wie wir auch in unsere Zukunft investiert, vielleicht ist er auch was für uns als Privatanleger? Wir schauen uns hier mal an in was er eigentlich genau investiert und was wir draus lernen können – oder nicht.
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FSIL Anlagestrategie
Im Strategie PDF vom FSIL wird genau erläutert wie der Plan aussieht. Das Geld für den Fonds kommt teils aus den Einnahmen von Mehrwertsteuer auf den elektronischen Handel und aus den Treibstoffakzisen; ca. 50 Millionen pro Jahr. 32 Millionen kamen extra hinzu durch eine Kapitalsteigerung bei Arcelor Mittal wo der Luxemburger Staat Aktionär ist. Ab dem Jahr 2035, 20 Jahre nach seiner Gründung, oder bei 1 Milliarde Anlagevermögen soll dann 50% der jährlichen Gewinne ins Staatsbudget fließen.
Es werden 3 Portfolio Zusammensetzungen vorgestellt. Die Asset Allocation sieht so aus dass 57% in Anleihen investiert werden und 40% in Aktien und 3% in Barmittel (Portfolio A). Bei Portfolio B und C wird anders gewichtet und der Aktienanteil gegenüber den Anleihen angehoben:
Zu den Indizes steht im Strategie-Papier:
Aktien:
MSCI Daily Net Total Return Europe Euro (MSDEE15N)
MSCI Daily Total Return Net World USD (NDDUWI)
MSCI Daily TR Net Emerging Markets USD (NDUEEGF)
Anleihen:
Barclays Euro Aggregate Total Return Index Value unhedged EUR (LBEATREU)
Barclays US Aggregate Total Return Index Value unhedged USD (LBUSTRUU)
Im Juni 2015 hat der Finanzminister Pierre Gramegna in Erwägung gezogen, darüber zu diskutieren ob der Fonds nicht mehr proaktiv werden sollte.
In was investiert der Zukunftsfonds denn nun genau?
Zusammensetzung FSIL 2016
Im Aktivitätsbericht 2016 findet man diese Zusammensetzung:
Zusammensetzung FSIL 2018
Im Aktivitätsbericht 2018 findet man nun diese Zusammensetzung.
Es fällt auf dass der iShares MSCI World SRI UCITS ETF EUR-Acc jetzt noch hinzugekommen ist und bei den europäischen Aktien ebenfalls ein iShares MSCI Europe SRI UCITS ETF Eur-Acc. Siehe Grund dafür im folgenden Abschnitt »Kritik«.
Zur Performance kann man noch wenig sagen. Es macht keinen Sinn 3 oder 4 Jahre zu vergleichen, der Zeitraum ist zu kurz. Interessant wird es bei z.B. 10 Jahren.
Kritik am Fonds
Der Fonds ist etwas in Kritik geraten. Die Linke hat z.B. kritisiert, dass der Fonds in Unternehmen investiert die in vielen Fällen auf der schwarzen Liste des »Fonds de compensation« stünden. Der Finanzminister Pierre Gramegna hat bestätigt dass der FSIL formal nicht in die Unternehmen investiert, die im ETF enthalten sind. Die ETFs replizieren ja den Verlauf des Index und investieren nicht unbedingt tatsächlich in die enthaltenen Unternehmen bei einer synthetischen Replikation (mehr dazu in unserem ETF Leitfaden hier). Tatsächlich sind alle ETFs in die der Zukunftsfonds investiert synthetische. Der Vergleich mit dem FDC würde ebenfalls hinken weil dieser viel mehr Vermögen verwaltet. Außerdem soll der Fonds einem sog. Ethik-Screening unterzogen werden … Allerdings stelle ich mir ebenfalls die Frage wie das geschehen soll, es geht bei diesen ETFs um Tausende von Aktien. Will man in einige vereinzelte nicht investieren, müsste man den ganzen ETF fallen lassen und eine aktive Anlagepolitik fahren. Das ist dann aber total was anderes und würde alles auf den Kopf schmeißen.
Die zwei neuen ETFs MSCI World und der MSCI Europe SRI von iShares werden physisch repliziert (haben also tatsächlich die Aktien im ETF drin). Sie berücksichtigen lediglich Unternehmen die im Vergleich zur Konkurrenz aus ihrem Sektor über ein sehr hohes Rating in den Bereichen Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensführung (ESG) verfügen (Beschreibung von JustETF). SRI = Socially Responsible Investing.
2019 sollte die Anlagepolitik des Fonds neu überdacht werden. Ich hab bis jetzt aber nichts dazu gefunden, halte aber mal die Augen offen.
Was wir als Privatanleger lernen können
1)
Im Strategiepapier steht eine interessante Aussage: »L’investissement en produits passifs de type «ETF» est approprié pour leur facilité de gestion, pour leur liquidité, pour leur transparence, pour leur efficacité en terme de «tracking» d’une classe d’actifs et pour leur avantage de coûts«, auf Deutsch: »Die Investition in passive Produkte vom Typ »ETF« ist aufgrund der einfachen Verwaltung, der Liquidität, der Transparenz, der Effizienz in Bezug auf die Verfolgung einer Anlageklasse und des Kostenvorteils angemessen«. Also kurzum ein Plädoyer für ETFs. Genau diese Vorteile sind es ja auch die man als Privatanleger nutzen kann.
2)
Obwohl das Portfolio eine Milliarde erreichen soll, wird nur in wenige ETFs investiert. Man muß das Portfolio also nicht super kompliziert gestalten. Mit zwei bis vier ETFs hat man die ganze Welt im Portfolio abgedeckt.
3)
Für eine Assetklasse, z.B. Europäische Aktien wird in 3 oder 4 ETFs gleichzeitig investiert die fast gleich sind, wahrscheinlich um Risiken zu mindern, verschiedene Fondsanbieter drin zu haben und auch wegen dem Währungsrisiko, Notierungen in USD und EUR. Das braucht man als Privatanleger i.d.R. nicht zu tun. Da gibt es zu viele Überschneidungen und es kostet auch mehr Gebühren. Interessanter ist es dann eher andere Klassen rein zu nehmen etwa Small Caps oder Immobilien etc. (siehe dazu auch unseren ETF Leitfaden).
4)
Ein europäischer Index (MSCI Europe) wird hinzugemischt um den US-lastigen Anteil im MSCI World auszugleichen. Das kann man halten wie man möchte. Die amerikanische Wirtschaft lief in der Vergangenheit oft besser. Aber nicht immer. Es hängt immer davon ab welchen Zeitraum man betrachtet. Wenn man Europäer ist und an die europäische Wirtschaft glaubt kann man das gerne hinzumischen. Ich persönlich wäre aber mehr für einen europäischen Mittelstands ETF (Midcaps), siehe nächsten Punkt.
5)
Anleihen sind im A Portfolio vom FSIL übergewichtet, sehr defensiv. Für uns Privatanleger ist es ratsamer, Aktien überzugewichten um mehr Rendite zu erwirtschaften. Ich würde also wenn, dann eher zu Portfolio C aus dem Strategiepapier tendieren. Es wird im Strategiepapier mit einer voraussichtlichen Rendite von 2,80 bis 3,50 % gerechnet, das ist nicht besonders viel. Das Doppelte wäre schon machbar. Aber es ist ja nur eine Projizierung in die Zukunft. Wissen kann man das nicht, nur via Backtests simulieren. Wir kennen immer nur die Vergangenheit. Aktien stärker gewichten und die Hinzunahme von einem »Renditetreiber« ETF wie bspw. Euro Stoxx Midcaps der in europäische mittelständische Unternehmen investiert, würde ein Stück weit mehr Rendite bringen. Aber das alles hängt natürlich immer auch vom eigenen Risikoprofil ab, vom eigenen Alter und auch was das eigene Ziel ist etc.
6)
Das Investieren in »ethische ETFs« (ETFs mit dem Kürzel SRI im Namen > Socially Responsible Investing oder ESG > Environmental, Social and Governance) wenn man ethische Bedenken hat zur Zusammensetzung der gängigen ETFs. Darüber schreibe ich einmal einen eigenen Artikel. Da diese Themen immer wichtiger werden ist das nicht nur ein kurzfristiger Trend sondern wird immer wichtiger werden in Zukunft. Jedoch würde ich dann im Gegensatz zum FSIL alle anderen ETFs raus schmeißen, sonst macht das ja keinen Sinn wenn man einen normalen MSCI World z.B. drin hat und einen MSCI World RSI …
Weiterführende Lektüre: Lies hier unseren großen Leitfaden wie auch du erfolgreich in ETFs investieren kannst.