Wenn man sich mit dem Investieren beschäftigt, ist es natürlich interessant erst mal zu schauen, wie machen es denn die großen Vorbilder? Was ist deren Strategie? Nach welchen Kriterien wählen Leute wie Warren Buffett ihre Investments aus? Man kann viel lernen von den alten Hasen. Das Internet ist voll mit YouTube Videos über Investmentstrategien und Interviews mit den großen Playern und es gibt viel Finanzliteratur. Investoren wie Warren Buffett die das Investieren hauptberuflich rund um die Uhr machen, und die ganz andere Quellen und Möglichkeiten und natürlich auch Erfahrung als wir Privatanleger mitbringen, sind uns da natürlich immer ein gutes Stück voraus. Wäre es da nicht schön wenn man von der ganzen Research Arbeit der Großen profitieren und einen Einblick bekommen könnte?
Genau das ist tatsächlich möglich. In Amerika muss jeder der ein Portfolio über 100 Mio. Dollar managt jedes Quartal der SEC (Securities and Exchange Commission) einen Bericht abgeben. Dieser Quartalsbericht nennt sich »13F« und diese sind öffentlich einsehbar. In den »13F filings« wird aufgelistet, welche Aktien-Positionen im Quartal gekauft oder verkauft wurden.
Studie
Zwei Professoren, Gerald S. Martin (Kogod School of Business) und John Puthenpurackal (University of Nevada) haben 2008 eine Studie veröffentlicht (»Imitation is the sincerest form of flattery: Warren Buffett and Berkshire Hathaway«) in der sie durch Backtests versucht haben herauszufinden, wie man abgeschnitten hätte wenn man Warren Buffett von 1976 bis 2006 einfach nur kopiert hätte. Seit 1976 gibt es Berkshire Hathaway auch an der Börse. Sie haben in der Studie jedes Mal am letzten Tag des Monats in dem bekannt wurde was Warren Buffett gekauft oder verkauft hat, ihn imitiert. Dies ist besonders interessant weil Buffetts Berkshire Hathaway mit seinen Investments in 27 von 31 Jahren den Vergleichsindex S&P 500 durchschnittlich um 11,14 % geschlagen hat.
Es ging bei dieser Analyse auch darum, herauszufinden, ob es sich hierbei nur um Glück bei der Aktienauswahl handelt oder nicht. Nun, die Studie sagt: »[…] Berkshire Hathaway’s exceptional investment record is due to investment skill and neither due to simply chance nor high risk.« D.h. die Value Investing Strategie die Buffett seit ewig praktiziert, funktioniert. Value Investing bedeutet vereinfacht gesagt, Aktien kaufen wenn sie unterbewertet sind, der aktuelle Kurs also unter dem tatsächlichen Wert des Unternehmens liegt, was manchmal vorkommt an der Börse. Die Kunst ist es, diese Gelegenheiten zu identifizieren. Es ist eher selten dass eine Studie zugibt dass Stockpicking (Auswahl einzelner Aktien) den Markt schlagen kann.
Die Studie kommt zum Schluss, dass es funktioniert wenn man Buffett kopiert: »[…] investors who mimic the portfolio after it becomes publicly known are still able to obtain significant positive risk-adjusted returns.«
Aktienportfolios der Gurus
Ok, wo findet man nun diese Aktienportfolios? Erstens im EDGAR System der SEC:
https://www.sec.gov/edgar/searchedgar/companysearch.html
Allerdings ist es nicht so einfach hier fündig zu werden, die Webseite ist gewöhnungsbedürftig … Es gibt aber eine Reihe von Webseiten die die Portfolios und 13Fs tracken:
Fintel.io
https://fintel.io/i13f/berkshire-hathaway/2018-06-30-0
Beim letzten Filing vom August 2018 sieht man u.a. dass Buffett z.B. weitere Apple Aktien hinzugekauft hat und Monsanto komplett verkauft hat.
Dataroma.com
Dataroma ist eine weitere Webseite die 13Fs trackt.
Gurufocus.com
Gurufocus ist sehr bekannt weil sie auch sehr viele Screening-Tools anbietet und Werkzeuge zur fundamentalen und technischen Analyse. Das »Guru« im Namen bezieht sich auch auf die Portfolios der großen Player. Viele Funktionen sind kostenpflichtig aber ein Blick in die Guru Portfolios, das geht auch so.
Welche Investoren sollte man sich anschauen?
Am besten solche die schon lange im Business sind und ebenfalls eine Value Strategie verfolgen und deren Top-5 Aktien mehr als 50% des Portfolios ausmachen. Bekannte Namen sind neben Warren Buffett z.B. sein Partner Charlie Munger, dann z.B. Mohnish Pabrai, Guy Spier, David Einhorn, Bruce Berkowitz, Bill Ackman, Tom Gayner, Mason Hawkins, Seth Klarman, Carl Icahn, Chuck Akre, Glenn Greenberg, Allan Mecham, Wilbur Ross …
Man nennt diese Art zu investieren auch »Copycat Investor«. Nun erfahren wir ja immer erst später, zeitverschoben, was gekauft oder verkauft wurde. Oft ist es aber so, dass der Preis noch einmal runter geht, nachdem große Investoren eine Aktie gekauft haben. Das passiert häufig an der Börse. Dann könnte man zuschlagen.
Man sollte den Gurus natürlich nicht blind folgen, sondern das Ganze als Inspiration sehen. Eine eigene Analyse ist immer von Nöten und dazu auch etwas Einarbeitung in die Materie. Außerdem muß man das Ganze oft auch im Verhältnis zum Gesamtportfolio sehen. Das Portfolio eines Gurus ist etwas anderes als unser eigenes. Dann kann es auch sein, dass die Gurus in Unternehmen investieren in die du persönlich vielleicht gar nicht investieren möchtest. Aber alleine die Info, zu wissen, in was die weltbesten Investoren investieren, ist doch klasse.
Und einfach in Berkshire Hathaway investieren?
Wenn die Berkshire Hathaway Holding so gute Ergebnisse erzielt, wieso investiert man nicht einfach in Berkshire? Man kann das natürlich machen. Bei vielen Direktbanken/Brokern kann man Sparpläne auf Berkshire Hathaway ausführen und so regelmäßig jeden Monat Anteile erwerben. Der Vorteil ist, dass Berkshire eigentlich wie ein Fonds/ETF ist. Durch ein Investment in die Firma investiert man indirekt in alle Unternehmen in die Berkshire investiert ist. Während bei Fonds/ETFs jährlich Gebühren anfallen, ist das beim Investment in Berkshire nicht der Fall. Ein Pluspunkt also.
Besser als ein Sparplan wäre jedoch, auch die Berkshire Hathaway Aktie nur dann zu kaufen wenn sie auch günstig zu haben ist (unterbewertet), also nach dem gleichen Schema wie Buffett auch kauft. Und das ist der Knackpunkt. Die Aktie ist selten günstig zu haben. Und man muß wissen, wie man das feststellen kann. Und dazu braucht es Value Investing Wissen.
Fazit: Wahrscheinlich (müsste man wieder eine Studie dazu erstellen!) fährt man besser wenn man die Moves von Berkshire kopiert.
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